Erziehungsstile nach Baumrind

Erziehungsstile Baumrind

Habt ihr euch auch schon mal gefragt, welchen Erziehungsstil ihr ausübt? Oder welchen Erziehungsstil ihr bei euren Eltern erlebt habt?

Im ersten Teil dieser Artikelserie findet ihr eine Übersicht zu den Erziehungsstilen nach Baumrind (1971), die von Maccoby und Martin (1983) noch erweitert wurden.

In den vier folgenden Artikeln lest ihr, wie sich die verschiedenen Erziehungsstile auf die Entwicklung eines Kindes auswirken.

Übersicht zur Artikelserie Erziehungsstile:

1. Erziehungsstile nach Baumrind (dieser Beitrag)
2. Autoritative Erziehung
3. Autoritäre Erziehung
4. Nachgiebige Erziehung
5. Vernachlässigende Erziehung

Dimensionen von Erziehungsstilen

Erziehungsstile lassen sich auf zwei Dimensionen einteilen: Anforderungen und Ansprechbarkeit.

Die Dimension Anforderungen beinhaltet, wie viele Forderungen Eltern an ihre Kinder stellen. Zudem beschreibt sie, wie viel Kontrolle die Eltern auf das Kind ausüben.

Die Dimension Ansprechbarkeit bezieht sich darauf, wie viel Wärme und Akzeptanz die Eltern gegenüber dem Kind zeigen. Außerdem beschreibt sie, wie sehr Eltern am Leben ihres Kindes beteiligt sind. Wie sehr interessieren sie sich dafür, was das Kind den ganzen Tag so macht?

Vier Typen von Erziehungsstilen

Die beiden Dimensionen Anforderungen und Ansprechbarkeit können stark oder schwach ausgeprägt sein. Deswegen lassen sich je nach Kombination vier Erziehungsstile nach Baumrind unterscheiden:

Tabelle-Erziehungsstile-Baumrind
Erziehungsstile nach Baumrind (1971) und Maccoby und Martin (1983)

1. Autoritative Erziehung

Die Eltern stellen viele Forderungen und zeigen viel Wärme. Sie kontrollieren das Kind, schränken es aber nicht ein. Außerdem nehmen sie aktiv am Leben des Kindes teil. Typisch für diesen Stil ist, dass die Eltern sehr offen mit dem Kind kommunizieren und dem Kind viel Vertrauen schenken. Zudem fördern sie die Autonomie des Kindes.

2. Autoritäre Erziehung

Die Eltern stellen viele Forderungen und zeigen wenig Wärme. Das Vertrauen der Eltern in die Kinder ist gering und die Eltern üben strenge Kontrolle über das Kind aus. Die Erziehung orientiert sich nur wenig an den Bedürfnissen des Kindes. Die Eltern verhalten sich dem Kind gegenüber so, wie es eher für Erwachsene passend wäre.

3. Nachgiebige Erziehung

Die Eltern stellen wenig Forderungen und zeigen viel Wärme. Die Eltern haben eine warmherzige und akzeptierende Haltung gegenüber dem Kind. Sie orientieren sich sehr an den Bedürfnissen des Kindes. Typisch ist, dass sie nur wenige Anforderungen an das Kind stellen und kaum Kontrolle ausüben.

4. Vernachlässigende Erziehung

Die Eltern stellen wenig Forderungen und zeigen wenig Wärme. Sie unterstützen und fördern die Entwicklung des Kindes kaum. Auch das Verhalten des Kindes wird von den Eltern nur selten kontrolliert. Die Eltern zeigen nur wenig Interesse für das Kind, weshalb sie am Leben der Kinder kaum beteiligt sind.

Fazit

Wie sieht es bei euch aus? Findet ihr euch in dieser Übersicht zu Erziehungsstilen wieder? Oder den Erziehungsstil eurer Eltern? Oft ist es auch so, dass die Zuordnung nicht ganz eindeutig gemacht werden kann, weil sich Erziehungsstile überschneiden. Oder weil es vielleicht Situationen gibt, in denen Eltern von ihrem üblichen Erziehungsstil abweichen. Egal wie, ich freue mich über eure Kommentare!

Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, wie sich die Erziehungsstile auf die Entwicklung eines Kindes auswirken, dann lest doch einfach in den folgenden Artikeln weiter.

Los geht es mit dem Artikel “Autoritative Erziehung”.

Literatur & Links

Baumrind, D. (1971). Current patterns of parental authority. Developmental psychology, 4, 1-103.

Baumrind, D. (1991). The influence of parenting style on adolescent competence and substance use. The journal of early adolescence, 11, 56-95.

Grolnick, W. S., & Ryan, R. M. (1989). Parent styles associated with children’s self-regulation and competence in school. Journal of educational psychology, 81, 143-154.

Maccoby, E. E., & Martin, J. A. (1983). Socialization in the context of the family: parent-child interaction. In P. H. Mussen (Ed.), Handbook of child psychology, pp. 1-102. New York: Wiley.

Pulkkinen, L. (1982). Self-control and continuity from childhood to late adolescence. Life-span development and behavior, 4, 63-105.

2 Kommentare

  1. Manuela Blättermann

    sehr schön erklärt und man denkt über seine Eigenen Erziehung und die seiner Kinder wieder mehr nach.Danke

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