Konsumerziehung – Kinder richtig glücklich schenken

Konsumerziehung

“Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freu’n (…) ♪♫.”

Moment? Morgen? Zumindest fühlt es sich so an, oder? Schließlich sind es nur noch wenige Wochen bis Weihnachten. 

Man könnte meinen, unsere Kinder machen es uns leicht: Immerhin ist die Wunschliste oft laaaang. 

Wenn es doch nur so einfach wäre… 

“Wunscherfüller” oder “Spielverderber”?

Jetzt wird’s für Eltern erst so richtig kniffelig. Welchen Wunsch können oder wollen wir erfüllen? Was davon ist wirklich “sinnvoll”? Was liegt nach dreimaliger Benutzung dann doch nur in der Ecke des brechend vollen Kinderzimmers? 

Zu den Abwägungen reihen sich ambivalente Gefühle. Natürlich wünschen wir uns strahlende Kinderaugen. Gleichzeitig haben wir Angst, in enttäuschte Gesichter zu blicken, wenn das ersehnte vierte Playmobil-Auto nicht unter dem Baum liegt. 

“Bin ich dann ein Spielverderber? Doch wohin mit dem ganzen Spielzeug?” 

Gerne würden wir unserem Kind jeden Wunsch von den Augen ablesen. Abgesehen davon, dass das nicht immer möglich ist, ist es auch nicht sinnvoll. Warum? Das erfahrt ihr in diesem Artikel. 

Werte statt Ware

Der Dezember gilt als der Konsummonat schlechthin. Kinder lieben ihn. Schließlich öffnen sie bereits Anfang des Monats gespannt das erste Adventskalendertürchen. Darauf folgt Nikolaus. Der krönende Abschluss: Weihnachten. 

Den schier grenzenlosen Drang nach noch mehr Spielzeug können wir unseren Kindern nicht verübeln. Tagtäglich sind sie der bunten und schrillen Werbewelt ausgesetzt, die ihnen suggeriert, dass die Barbie unbedingt ihr eigenes Nagelstudio benötigt. 

Wünsche und Weihnachten – das gehört zusammen! Genauso wie die Geschenke, die an Heiligabend unter dem bunten Weihnachtsbaum liegen. Keine Frage: Schenken macht Spaß, genauso wie beschenkt werden. 

Doch ist Weihnachten noch das Fest der Liebe oder eher der Tag des maximalen Geschenke-Overloads? 

Welchen Schwerpunkt möchtest du in deiner Familie an Weihnachten setzen? Welche Werte willst du deinen Kindern vermitteln?

Grundlegende Verhaltensmuster entwickeln sich bereits im Kindesalter. Diese basieren häufig auf der Wertevermittlung der Eltern. Das gilt auch im Umgang mit Konsumgütern. Je früher sich Eltern mit der Konsumerziehung ihrer Kinder auseinandersetzen, desto eher können sie einen positiven Einfluss darauf nehmen, wie Kinder Materielles bewerten.

Sprich:  Ein bewusster Umgang mit Geld und Konsumgütern ist erlernbar. 

Wunschliste ≠ Bestellliste 

Erkenntnisse aus der Hirnforschung haben ergeben, dass zu viele Geschenke negative Auswirkungen auf den Menschen haben können. Frühkindliche Erfahrungen prägen das Gehirn unseres Kindes maßgeblich. Wird ein Kind mit Geschenken überschüttet, besteht die Gefahr, dass es eine Verknüpfung zwischen eigener Wertschätzung und Materiellem herstellt. Es lernt, dass die Anzahl der Geschenke aussagt, wie sehr es geliebt wird. 

Kinder können dazu neigen, ihren Selbstwert an materiellem Besitz zu bemessen und sich darüber zu definieren. Des Weiteren führen zu viele Geschenke zur Reizüberflutung. Das Kind ist nicht mehr in der Lage, die ganzen Reize zu verarbeiten und schafft es nicht, dem einzelnen Geschenk noch Begeisterung und Freude entgegenzubringen.

Vielleicht habt ihr direkt ein Bild im Kopf? Das Kind packt das Stifte-Set aus und greift, ohne diesem große Beachtung zu schenken, direkt zum nächsten Päckchen! Das Kind ist schlichtweg überfordert. 

Eine weitere negative Auswirkung besteht darin, dass das Glücksgefühl nur kurz anhält. Das Belohnungssystem wird beim Beschenkten kurz aktiviert. Glückshormone werden ausgeschüttet und der Wunsch nach immer mehr entsteht. 

Wenn die Wunschliste zur Bestellliste wird, verlieren Kinder schnell die Wertschätzung für Konsumgüter. Ihnen wird die Möglichkeit genommen, zu lernen, dass das Leben kein “Wunschkonzert” ist. Das führt  zu einer geringen Frustrationstoleranz. 

Zudem stehen das Spielverhalten und das Selbstwertgefühl in direktem Zusammenhang. Kinder, die deutlich weniger materielle Dinge besitzen, erleben eine gesündere und glücklichere Spielzeit. Mit einer geringeren Menge an Spielzeug beschäftigen sich Kinder länger, konzentrierter und vor allem kreativer. Die kreative Entfaltung stärkt das Selbstwertgefühl!

Tipps, um das Kind nachhaltig glücklich zu (be)schenken

Natürlich könnt und sollt ihr euren Liebsten etwas zu Weihnachten schenken. Damit das besinnliche Fest nicht zur großen Enttäuschung für die Kleinsten wird, ist es wichtig, die Punkte vorher mit ihnen zu besprechen.

Mit folgenden Tipps kann Weihnachten trotz weniger Geschenke eine tolle Bescherung werden: 

Vier-Geschenke-Regel

Mit der “Vier-Geschenke-Regel” könnt ihr einer Geschenkeflut gut vorbeugen. 

Das Kind bekommt

  1. einen Herzenswunsch erfüllt (i.d.R. Spielzeug).
  2. eine Sache, die es dringend benötigt (z.B. einen Rucksack)?
  3. etwas zum Anziehen geschenkt?
  4. etwas zum Lesen?

Gerade in der Weihnachtszeit sorgen gemütliche Vorlesestunden für ein schönes und entspanntes Miteinander. 

Zeit statt Zeug

Wie wäre es, wenn ihr euch wertvolle Zeit mit der ganzen Familie schenkt?

Freizeitpark? Eislaufbahn? Schwimmbad? Skiurlaub? Gutschein zum Hexenhäuschen backen? Oder ein winterliches Picknick im Park?

Geschenke absprechen

Großeltern, Tante, Onkel und Nachbarn – sie alle wollen mitschenken. 

Vielleicht gibt es ja einen sehr teuren Wunsch, an dem sich alle beteiligen können? 

Oder ihr fragt, ob sie sich finanziell zum nächsten Schwimmkurs beitragen möchten? 

Sie könnten auch ein Geschenk der  “Vier-Geschenke-Regel” übernehmen?

Wichtig ist es, Absprachen zu treffen.

Selbst etwas verschenken

Schenken macht oft noch viel mehr Freude! Fragt doch euer Kind, wem sie gerne etwas schenken möchten. Braucht es hierbei eure Unterstützung? Vielleicht mag es ja ein altes Spielzeug verschenken bzw. spenden? Das hat nicht nur den Vorteil, dass wieder Platz im Kinderzimmer frei wird. In aller Regel macht es das Kind glücklich und stolz.

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Fazit

Lasst uns den eigentlichen Sinn von Weihnachten nicht vergessen. Weihnachten ist viel mehr als das Fest des Konsums. Beim Fest der Liebe steht das familiäre Miteinander im Vordergrund. Gemeinsam kochen, backen, lesen, lachen und erzählen. Schenkt euch qualitativ hochwertige Zeit. Dein Kind wird die gemeinsame Zeit mit dir genießen und später dankbarer darauf zurückblicken, als auf jedes Spielzeugflugzeug. Versprochen!

Sollte es am heiligen Abend dann doch Tränchen der Enttäuschung geben, dann versucht entspannt zu bleiben und euer Kind in seinen Emotionen zu begleiten. Enttäuschung darf sein. Du kannst dein Kind dabei unterstützen, einen Umgang mit diesem Gefühl zu erlernen. Ein großes und wertvolles Geschenk für die Zukunft!

In diesem Sinne: Genieß’ die vorweihnachtliche Zeit mit deiner Familie und schreib’ uns gerne in die Kommentare, was unter eurem Weihnachtsbaum liegen wird. Keine Sorge: Wir bewahren Stillschweigen 😉

Links:

[1] https://www.sueddeutsche.de/leben/expertentipps-zur-erziehung-welche-geschenke-kinder-gluecklich-machen-1.1545089

[2] https://www.familie.de/kleinkind/warum-geschenke-kinder-ungluecklich-machen-koennen/#:~:text=Die%20Devise%3A%20Mehr%20ist%20mehr,Heiligabend%20oft%20in%20den%20Hintergrund.

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