Nachgiebige Erziehung – Merkmale und Folgen

Nachgiebige Erziehung

Herzlich willkommen zum vierten Teil der Artikelserie über Erziehungsstile. In diesem Artikel beschreibe ich euch, wie sich eine nachgiebige Erziehung auf die Entwicklung des Kindes auswirkt.

Dieser Artikel ist Teil der Serie: Erziehungsstile nach Baumrind

Nachgiebige Erziehung – Merkmale

Im Folgenden stelle ich euch noch mal die wichtigsten Merkmale der nachgiebigen Erziehung vor. Der Erziehungsstil wird auch als permissiv-verwöhnend oder antiautoritär bezeichnet.

Anforderungen und Kontrolle

Bei einer nachgiebigen Erziehung stellen die Eltern eher wenige Anforderungen an ihr Kind. Wie es der Name schon erahnen lässt, geben diese Eltern schnell nach und verzichten häufiger darauf, die Einhaltung von Regeln auch wirklich einzufordern. Das Verhalten des Kindes wird nur in geringem Umfang überwacht und kontrolliert.

Hin und wieder werden von nachgiebigen Eltern auch Konsequenzen angekündigt, die nicht umgesetzt werden. Oft sind sich nachgiebige Eltern unsicher, wie sie als Eltern mit dem Kind agieren sollen bzw. ob sie sich in ihrer Elternrolle gut verhalten.

Vertrauen und Autonomie

Nachgiebige Eltern schenken ihrem Kind viel Vertrauen. Außerdem unterstützen die Eltern die Individualität und Eigenständigkeit des Kindes.

Die Autonomie wird auch indirekt dadurch gefördert, dass die Eltern wenig Forderungen stellen. Das Kind ist damit sehr auf sich allein gestellt und muss selbst herausfinden, welches der richtige Weg ist.

Kommunikation

Bei einer nachgiebigen Erziehung erfolgt die Kommunikation auf eine offene Art. Das Kind wird als gleichwürdig gesehen, so dass der Austausch nicht von oben herab, sondern auf der gleichen Ebene geschieht. Die Eltern fragen nach der Meinung des Kindes und ordnen sich dieser auch häufig unter.

Wärme und Interesse

Nachgiebige Eltern haben eine kindzentrierte Haltung und sind ihrem Kind gegenüber sehr zugewandt. Sie zeigen viel Wärme und lassen ihr Kind spüren, dass sie es gern haben.

Die Eltern interessieren sich für das Leben ihres Kindes, wirken aber nicht stark auf das Kind bzw. dessen Entscheidungen ein.

Nachgiebige Erziehung – Auswirkungen

Nun kommen wir dazu, wie sich eine nachgiebige Erziehung auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Dafür schauen wir uns wieder verschiedene Bereiche an:

Schulische Leistungen

Der nachgiebige Erziehungsstil führt eher zu schlechteren schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen. Es wird vermutet, dass das an einer geringeren Fähigkeit zur Selbstregulierung des Kindes liegt.

Dadurch, dass nur wenig Regeln eingehalten werden müssen, fällt es dem Kind manchmal schwer, Regeln und Normen außerhalb der Familie zu akzeptieren.

Das kann zur Folge haben, dass das Kind lieber seinen persönlichen Interessen nachgeht, als Energie in schulische Aufgaben zu investieren.

Anpassung und Problembewältigung

Verschiedene Studien zeigen, dass nachgiebig erzogene Kinder aktiv Probleme lösen, anstatt die Probleme zu verdrängen oder “mit sich auszumachen”.

Sie sind außerdem emotional gut angepasst, haben seltener Ängste und zeigen weniger Verhaltsprobleme als Kinder, die autoritär oder vernachlässigend erzogen wurden. Auch zeigte sich, dass sie als Heranwachsende seltener straffällig werden.

Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass diese Kinder später mehr Alkohol konsumieren und häufiger alkoholbezogene Probleme entwickeln. Sehr häufig zeigt sich, dass eine nachgiebige Erziehung zu Impulsivität bzw. geringerer Selbstkontrolle beim Kind führt.

Selbstwert, Zufriedenheit und Depression

Eine nachgiebige Erziehung führt zu einem mittleren bis hohen Selbstwert beim Kind und zu guten sozialen Fähigkeiten. Das liegt vermutlich daran, dass das Kind viel Wärme von seinen Eltern empfängt und sich dadurch in seiner Familie sicher und geborgen fühlt.

Allerdings gibt es auch Studien, die eine geringere Zufriedenheit von nachgiebig erzogenen Kindern zeigen. Außerdem neigen die Kinder häufiger zu Depressionen als autoritativ erzogene Kinder.

Das könnte damit zusammenhängen, dass das Kind aufgrund der geringen Lenkung und Verhaltenskontrolle durch die Eltern in manchen Situationen unsicher ist, wie es sich verhalten soll.

Gewicht

Kinder, die nachgiebig erzogen wurden, tendieren häufiger zu Übergewicht als autoritativ erzogene Kinder. Die Gründe hierfür sind aber noch nicht gut genug erforscht. Denkbar wäre, dass sich die reduzierten Fähigkeiten zur Selbstregulation auch ungünstig auf die Ernährung auswirken.

Fazit

Die nachgiebige Erziehung ist vielleicht nicht der ideale Erziehungsstil, aber er ist dennoch mit überweigend positiven Konsequenzen für das Kind verbunden.

Vielleicht hilft es nachgiebigen Eltern, sich bewusst mit dem Thema Regeln und Forderungen an das Kind auseinanderzusetzen. Gibt es Bereiche, in denen man dem Kind mehr Anleitung, mehr Struktur geben kann? Ohne, dass man als Elternteil das Gefühl hat, zu viel von seinem Kind zu verlangen oder es unter Druck zu setzen?

Ein stärkeres Bewusstsein für das Thema kann dem Kind helfen, seinen Weg zu finden. Dann muss es diesen Weg nicht ganz alleine gehen und hat nebenbei noch einen verlässlichen Partner an seiner Seite.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem nachgiebigen Erziehungsstil gemacht? Ich freue mich über eure Kommentare!

Im nächsten Artikel geht es um den vernachlässigenden Erziehungsstil.

Literatur & Links

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https://www.familie-und-tipps.de/Kinder/Erziehung/Erziehungsstile/Permissiver-Erziehungsstil.html

https://www.kita.de/wissen/permissiver-erziehungsstil/

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