Ermutigen statt loben – Warum Loben schadet

warum Loben schadet

“Super!”, “Klasse hast du das gemacht!”, “Wahnsinn, wie toll du den Tisch gedeckt hast!”

Wir alle kennen sicherlich diese Aussagen. Doch was wollen wir damit eigentlich bezwecken? 

In vielen Erziehungsratgebern heißt es, dass man positives Verhalten bestärken soll. Was gibt es also naheliegenderes, als das Kind zu loben? Tatsächlich passiert das oft ganz intuitiv. Doch was macht Lob mit unseren Kindern? Dieser Beitrag zielt nicht darauf ab, Lob grundsätzlich abzuwerten. Vielmehr geht es darum, inflationäres Lob einmal kritisch zu betrachten. 

Warum Loben schadet

Manche Eltern lieben es, ihre Kinder zu loben. Doch viele Erziehungsexperten raten ausdrücklich davon ab, inflationär zu loben. Vermeintlich wohlwollende Komplimente wie “Das hast du toll gemacht!”, “Hervorragende Leistung!” implizieren, dass Eltern ein bestimmtes Ereignis oder eine Leistung als gut erachten. Lob ist also erstmal rein subjektiv. 

Zudem kann Lob abhängig machen. Das kindliche Unterbewusstsein lernt, dass es nur anerkannt wird, wenn es eine bestimmte Leistung erbringt. Es verknüpft also eine vollbrachte Handlung mit positiver Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern.

Das Problem hierbei ist, dass Kinder dadurch Gefahr laufen, sich nach den Maßstäben und Erwartungen anderer Menschen zu richten. Kinder handeln nicht mehr aus einer intrinsischen, inneren Motivation heraus. 

Durch zu viel Lob kann so der Glaubenssatz entstehen: “Ich bin nur gut, wenn ich etwas vollbringe und den Erwartungen von anderen gerecht werde. Zuneigung, Aufmerksamkeit und Anerkennung muss ich mir erst verdienen.”

Aber was bedeutet das jetzt? Darf ich zu meinem Kind jetzt nichts “Wohlwollendes” sagen? 

Und wie gelingt es mir, das Kind darin zu unterstützen, den Glaubenssatz “Ich bin gut so wie ich bin. Ich bin genug!” zu entwickeln? 

Ermutigung statt Lob

Die Kritik des Lobens bedeutet nicht, jede authentische Begeisterung zu unterdrücken. Spontaneität und authentische Freude gehören zu jeder Beziehung dazu. Wie bereits oben erwähnt, geht es in erster Linie darum, Lob bewusster einzusetzen.

Es geht vor allem darum, das Kind nicht unentwegt zu loben. Stattdessen empfiehlt es sich, Kinder zu ermutigen. 

Ermutigung ist auch eine Form von Wertschätzung. Der Unterschied liegt darin, dass Ermutigung nicht das Endresultat anerkennt. Vielmehr drückt man mit Ermutigung anerkennend die Bemühung zum Erfolg aus. Für Ermutigung braucht es nicht erst einen “Erfolg”. 

“Ich sehe, wie sehr du dich anstrengst, um dein Ziel zu erreichen.” Zum einen impliziert diese anerkennende Aussage keine subjektive Bewertung des Resultats, zum anderen ist die Aussage für das Kind absolut nachvollziehbar.

Für die Zukunft lernt es: “Wenn ich mich anstrenge, kann ich es schaffen.” Ermutigung trägt also dazu bei, die Selbstständigkeit zu fördern. Ermutigung ist ein Geschenk. Durch ermutigende Worte darf das Kind frei seinen eigenen Weg gehen und seine persönlichen Erfolge selbst erkennen beziehungsweise beurteilen.

Soweit nachvollziehbar? Aber wie schaffe ich jetzt, lobende Worte immer mehr durch anerkennenden Zuspruch zu ersetzen?

Lobst du noch oder ermutigst du schon?

Damit euch die Umstellung etwas leichter fällt, findet ihr im Folgenden ein paar Beispielsätze. Am einfachsten ist es, wenn ihr beschreibt, was ihr seht. Folgende zwei Beispiele sollen den Unterschied veranschaulichen.

LobErmutigung
“Ach quatsch! Der Purzelbaum war großartig!”“Ich sehe, dass du enttäuscht von dem Ergebnis bist. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt. Sag’ Bescheid, wenn du meine Hilfe benötigst.”
“Du bist mutig/stark, du hast das doch sonst auch immer geschafft!”“Lass uns gemeinsam überlegen, wie du es schaffen kannst.”

Wie in dem letzten Beispiel zu erkennen ist, beinhaltet Lob auch oft personifizierte Zuschreibungen. Das Problem daran ist, dass durch Zuschreibungen “Schubladendenken” und Glaubenssätze erzeugt werden. Ermutigung hingegen sorgt dafür, dass sich das Kind gesehen fühlt und es Zuspruch erhält. Darüber hinaus besitzt es die Möglichkeit, die Bewertung für sich selbst vorzunehmen.  

[1] [2]

Fazit

Ziel des Artikels ist es nicht, Lob per se zu verteufeln. Lob ist in aller Regel gut gemeint. 

Jedoch ist es sinnvoll, Lob limitiert einzusetzen. Hierbei ist es wichtig, dass es immer ehrlich und authentisch gemeint ist. Kinder wollen gesehen und verstanden werden. Das passiert ebenso durch ermutigende und beschreibende Aussagen. Gleichzeitig schenken wir unseren Kindern dadurch ein gesundes Selbstvertrauen und vermitteln ihnen: “Du musst nicht erst Leistung bringen, um gut zu sein.”

Durch die Möglichkeit, sich selbst einzuschätzen und zu bewerten, erschafft es sich ein eigenes, realistisches und positives Bild von sich selbst. Ist das nicht wertvoller als jedes Lob?

Wie siehst du das? Teile gerne deine Meinung in den Kommentaren.  

Quellen

[1] https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2014/04/manipulation-kind-warum-lob-und-loben-kindern-schadet.html

[2] https://www.familienleben.ch/kind/erziehung/selbstbewusste-kinder-ermutigen-statt-loben-3947

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